Kompakt Allgemeinmedizin
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Krebserkrankung: Intensive Begleitung bei Rückkehr in den Beruf

Von einer Krebs­er­kran­kung Betrof­fene könnten bei der Rück­kehr in die Erwerbs­tä­tig­keit künftig von Berufs­lot­sinnen und Berufs­lotsen in der ambu­lanten Krebs­be­ra­tung begleitet werden. In den nächsten drei Jahren soll eine Studie dazu beitragen, ein entspre­chendes Programm zu entwi­ckeln und die Akzep­tanz, Mach­bar­keit und die Imple­men­tie­rungs­be­din­gungen dieses Ange­bots zu unter­su­chen. Die CARES-Studie (Cancer reha­bi­li­ta­tion support by cancer coun­seling centers) star­tete zum 1. Oktober. Sie wird durch die Deut­sche Renten­ver­si­che­rung Bund mit 1,6 Millionen Euro finanziert.

Jahr für Jahr erhalten rund 500.000 Menschen in Deutsch­land die Diagnose Krebs. 45 Prozent aller Krebs­er­kran­kungen bei Männern und 57 Prozent bei Frauen treten im erwerbs­fä­higen Alter auf. Von den Betrof­fenen geben über 20 Prozent nach Abschluss ihrer Reha­bi­li­ta­tion an, dass sie weiteren Unter­stüt­zungs­be­darf hinsicht­lich ihrer beruf­li­chen Wieder­ein­glie­de­rung benötigen.

Dieser Unter­stüt­zungs­be­darf bleibt bei vielen Betrof­fenen auch Monate nach Abschluss der Reha­bi­li­ta­tion bestehen. „Unser Projekt soll dazu beitragen, die Rate an Krebs­pa­ti­en­tinnen und Krebs­pa­ti­enten zu erhöhen, die nach ihrer Krebs­dia­gnose ihren Wünschen entspre­chend zurück in die Erwerbs­tä­tig­keit finden oder es schaffen, im Beruf zu bleiben“, erklärt Prof. Dr. Nicole Ernst­mann vom Univer­si­täts­kli­nikum Bonn. „Tatsäch­lich gibt es erste Hinweise darauf, dass die Inan­spruch­nahme einer psycho­so­zialen Bera­tung in einer Krebs­be­ra­tungs­stelle mit einer höheren Wahr­schein­lich­keit verbunden ist, nach einer Krebs­er­kran­kung in die Erwerbs­tä­tig­keit zurückzukehren.“

Die Entwick­lung des „Programms mit Berufs­lot­sinnen und Berufs­lotsen“ erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst geht es darum, die Ziel­gruppe am Über­gang von Klinik zur Reha­bi­li­ta­tion früh­zeitig zu iden­ti­fi­zieren. Die zu entwi­ckelnden Inter­ven­ti­ons­maß­nahmen sollen Angaben zur diagnos­ti­schen Einschät­zung von indi­vi­du­ellen Ressourcen und Hürden bei der Wieder­ein­glie­de­rung enthalten.

Darüber hinaus wollen die Forschenden Maßnahmen entwi­ckeln, die je nach indi­vi­du­ellem Bedarf variabel einge­setzt werden können und einzelne Mitar­bei­tende der an der Studie teil­neh­menden Krebs­be­ra­tungs­stellen entspre­chend schulen. „Ein wich­tiger Bestand­teil der Studie ist die Evalua­tion der Inter­ven­ti­ons­pro­zesse. Sie wird durch die Deut­sche Krebs­ge­sell­schaft durch­ge­führt“, erklärt Privat­do­zent Dr. Chris­toph Kowalski, Forschungs­ko­or­di­nator bei der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft. „Im Falle der Mach­bar­keit muss die Wirk­sam­keit des Programms dann in einer Folge­studie getestet werden.“

Ambu­lante Krebs­be­ra­tung in Deutschland
In ambu­lanten psycho­so­zialen Krebs­be­ra­tungs­stellen erhalten Betrof­fene und ihre Ange­hö­rigen kostenlos Rat und Hilfe bei psycho­on­ko­lo­gi­schen oder sozi­al­recht­li­chen Fragen. Wich­tige Anlauf­stellen bieten in Deutsch­land gemein­nüt­zige Träger wie die freie Wohl­fahrts­pflege, die 16 Landes­krebs­ge­sell­schaften und die Deut­sche Krebs­hilfe. Allein die Krebs­be­ra­tungs­stellen der Landes­krebs­ge­sell­schaften haben 2020 57.241 psycho­so­ziale Bera­tungen durchgeführt.

Die Sicher­stel­lung der ambu­lanten psycho­on­ko­lo­gi­schen Versor­gung und damit auch eine gesi­cherte Finan­zie­rung der ambu­lanten Krebs­be­ra­tungs­stellen wurde bereits im Natio­nalen Krebs­plan 2008 gefor­dert. Dank des Gesund­heits­ver­sor­gungs­wei­ter­ent­wick­lungs­ge­setzes erstatten Kassen rück­wir­kend zum Januar 2021 80 Prozent der Kosten für psycho­so­ziale Bera­tungen, sofern bestimmte Quali­täts­kri­te­rien erfüllt sind.

Betei­ligte Institutionen
Feder­füh­rend ist die Forschungs­stelle für Gesund­heits­kom­mu­ni­ka­tion und Versor­gungs­for­schung (CHSR) der Klinik und Poli­klinik für Psycho­so­ma­ti­sche Medizin und Psycho­the­rapie des Univer­si­täts­kli­ni­kums Bonn in Zusam­men­ar­beit mit der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft. Am Projekt sind außerdem Exper­tinnen und Experten der Bundes­ar­beits­ge­mein­schaft für ambu­lante psycho­so­ziale Krebs­be­ra­tung e.V. (BAK), der Deut­schen Verei­ni­gung für Soziale Arbeit im Gesund­heits­wesen (DVSG), der Arbeits­ge­mein­schaft für Soziale Arbeit in der Onko­logie der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft (ASO) sowie Pati­en­ten­ver­tre­te­rinnen und ‑vertre­tern beteiligt.

Quelle: Deut­sche Krebs­ge­sell­schaft e. V.

 

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