Kompakt Allgemeinmedizin
© whitehoune - stock.adobe.com (Symbolbild)

TNF-Inhibitoren: Risiko für inflammatorische ZNS-Erkrankungen steigt

Inhi­bi­toren des Tumor­ne­kro­se­fak­tors (TNFi) werden in großem Umfang zur Behand­lung verschie­dener Auto­im­mun­erkran­kungen einge­setzt. Es gibt jedoch eine anhal­tende Debatte über das Risiko entzünd­li­cher Erkran­kungen des zentralen Nerven­sys­tems (ZNS) nach einer TNFi-Therapie.

Außerdem ist unklar, ob dieses Risiko zwischen verschie­denen Auto­im­mun­erkran­kungen oder TNFi vari­iert. Ein chine­si­sches Forscher­team ist diesen Frage­stel­lungen nun in einem Studi­en­re­view nach­ge­gangen und hat unter TNFi-Therapie ein um 36% erhöhtes Risiko für inflamm­a­to­ri­sche ZNS-Erkran­kungen gefunden – unab­hängig von der Grund­er­kran­kung und dem einge­setzten TNFi.

Für den Review hatten Wenhui Xie vom Peking Univer­sity First Hospital in Peking, China, und Kollegen die Daten­banken PubMed, Embase und der Coch­rane Library nach Beob­ach­tungs­stu­dien durch­sucht, die bis zum 1. März 2024 den Zusam­men­hang zwischen TNFi-Therapie und entzünd­li­chen ZNS-Erkran­kungen im Vergleich zu einer Kontroll­gruppe unter­sucht hatten. Die Bewer­tung der Studi­en­taug­lich­keit und die Daten­ex­trak­tion erfolgte unab­hängig vonein­ander durch 2 Prüf­ärzte gemäß der PRISMA-Richt­li­nien. Als primärer Endpunkt war das Risiko für das Auftreten entzünd­li­cher ZNS-Ereig­nisse nach einer TNFi-Therapie bei Auto­im­mun­erkran­kungen defi­niert. Sekun­däre Analysen erfolgten hinsicht­lich der zugrunde liegenden Auto­im­mun­erkran­kungen und der einge­setzten TNFi.

Insge­samt werteten Xie und Kollegen 18 Studien mit 1.118.428 Pati­enten und einer Nach­be­ob­ach­tungs­zeit von >5.698.500 Perso­nen­jahren aus. In diesen reichten die Inzi­denz­raten neu auftre­tender entzünd­li­cher ZNS-Ereig­nisse nach Beginn einer TNFi-Behand­lung von 2,0–13,4 pro 10.000 Perso­nen­jahre. Insge­samt war die Expo­si­tion gegen­über TNFi im Vergleich zu konven­tio­nellen Thera­pien mit einem um 36% erhöhten Risiko für eine entzünd­liche ZNS-Erkran­kung verbunden (RR 1,36; 95%-KI 1,01–1,84; I2=49%), was haupt­säch­lich auf das Auftreten demye­li­ni­sie­render Erkran­kungen zurück­zu­führen war (RR 1,38; 95%-KI 1,04–1,81; I2=31%).

Sekun­där­ana­lysen hinsicht­lich der zugrunde liegenden Auto­im­mun­erkran­kungen ergaben ähnliche Ergeb­nisse (rheu­ma­ti­sche Erkran­kungen: RR 1,36; 95%-KI 0,84–2,21; chro­nisch-entzünd­liche Darm­er­kran­kungen: RR 1,49; 95%-KI 0,93–2,40; p für Unter­gruppe =0,74). Und auch die verschie­denen TNFi-Klassen unter­schieden sich nicht wesent­lich (mono­klonale Anti-TNF-Anti­körper vs. Etaner­cept: RR 1,04; 95%-KI 0,93–1,15; I2=0 %).

Fazit
Im Vergleich zu herkömm­li­chen Thera­pien war die Expo­si­tion gegen­über TNF-Hemmern mit einem um 36% erhöhten Risiko für entzünd­liche ZNS-Erkran­kungen verbunden, unab­hängig von der zugrunde liegenden Auto­im­mun­erkran­kung oder dem verwen­deten TNFi. (ej)

Autoren: Xie W et al.
Korre­spon­denz: Wenhui Xie; xwh828@sina.cn
Studie: Risk of Inflamm­a­tory Central Nervous System Dise­ases After Tumor Necrosis Factor-Inhi­bitor Treat­ment for Auto­im­mune Dise­ases: A Syste­matic Review and Meta-Analysis
Quelle: JAMA Neurol 2024 Dec 1;81(12):1284–1294.
Web: https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2024.3524

 

Anzeige