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Kompakt Allgemeinmedizin https://www.kompakt-allgemeinmedizin.de/tnf-inhibitoren-risiko-fuer-inflammatorische-zns-erkrankungen-steigt/ Export date: Sun Nov 16 9:37:48 2025 / +0000 GMT |
TNF-Inhibitoren: Risiko für inflammatorische ZNS-Erkrankungen steigtInhibitoren des Tumornekrosefaktors (TNFi) werden in großem Umfang zur Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Es gibt jedoch eine anhaltende Debatte über das Risiko entzündlicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) nach einer TNFi-Therapie. Außerdem ist unklar, ob dieses Risiko zwischen verschiedenen Autoimmunerkrankungen oder TNFi variiert. Ein chinesisches Forscherteam ist diesen Fragestellungen nun in einem Studienreview nachgegangen und hat unter TNFi-Therapie ein um 36% erhöhtes Risiko für inflammatorische ZNS-Erkrankungen gefunden – unabhängig von der Grunderkrankung und dem eingesetzten TNFi. Für den Review hatten Wenhui Xie vom Peking University First Hospital in Peking, China, und Kollegen die Datenbanken PubMed, Embase und der Cochrane Library nach Beobachtungsstudien durchsucht, die bis zum 1. März 2024 den Zusammenhang zwischen TNFi-Therapie und entzündlichen ZNS-Erkrankungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe untersucht hatten. Die Bewertung der Studientauglichkeit und die Datenextraktion erfolgte unabhängig voneinander durch 2 Prüfärzte gemäß der PRISMA-Richtlinien. Als primärer Endpunkt war das Risiko für das Auftreten entzündlicher ZNS-Ereignisse nach einer TNFi-Therapie bei Autoimmunerkrankungen definiert. Sekundäre Analysen erfolgten hinsichtlich der zugrunde liegenden Autoimmunerkrankungen und der eingesetzten TNFi. Insgesamt werteten Xie und Kollegen 18 Studien mit 1.118.428 Patienten und einer Nachbeobachtungszeit von >5.698.500 Personenjahren aus. In diesen reichten die Inzidenzraten neu auftretender entzündlicher ZNS-Ereignisse nach Beginn einer TNFi-Behandlung von 2,0–13,4 pro 10.000 Personenjahre. Insgesamt war die Exposition gegenüber TNFi im Vergleich zu konventionellen Therapien mit einem um 36% erhöhten Risiko für eine entzündliche ZNS-Erkrankung verbunden (RR 1,36; 95%-KI 1,01–1,84; I2=49%), was hauptsächlich auf das Auftreten demyelinisierender Erkrankungen zurückzuführen war (RR 1,38; 95%-KI 1,04–1,81; I2=31%). Sekundäranalysen hinsichtlich der zugrunde liegenden Autoimmunerkrankungen ergaben ähnliche Ergebnisse (rheumatische Erkrankungen: RR 1,36; 95%-KI 0,84–2,21; chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: RR 1,49; 95%-KI 0,93–2,40; p für Untergruppe =0,74). Und auch die verschiedenen TNFi-Klassen unterschieden sich nicht wesentlich (monoklonale Anti-TNF-Antikörper vs. Etanercept: RR 1,04; 95%-KI 0,93–1,15; I2=0 %). Fazit Im Vergleich zu herkömmlichen Therapien war die Exposition gegenüber TNF-Hemmern mit einem um 36% erhöhten Risiko für entzündliche ZNS-Erkrankungen verbunden, unabhängig von der zugrunde liegenden Autoimmunerkrankung oder dem verwendeten TNFi. (ej) Autoren: Xie W et al. Korrespondenz: Wenhui Xie; xwh828@sina.cn Studie: Risk of Inflammatory Central Nervous System Diseases After Tumor Necrosis Factor-Inhibitor Treatment for Autoimmune Diseases: A Systematic Review and Meta-Analysis Quelle: JAMA Neurol 2024 Dec 1;81(12):1284–1294. Web: https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2024.3524 |