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Mikrobielle Cluster beeinflussen Magenkarzinogenese nach Helicobacter-pylori-Eradikation

Epide­mio­lo­gi­sche Studien haben bestä­tigt, dass eine Infek­tion mit Heli­co­bacter pylori zu den wich­tigsten ätio­lo­gi­schen Auslö­sern von Magen­krebs zählt, einer der welt­weit führenden Ursa­chen krebs­be­dingter Todesfälle.

H. pylori ist mit Magen­ent­zün­dungen, präkanz­e­röser Magen­atro­phie (GA) und intesti­naler Meta­plasie (IM) asso­zi­iert. Eine Studie charak­te­ri­sierte nun Mikroben, die mit progres­siver Entzün­dung, GA und IM 1 Jahr nach einer H.-pylori-Eradikation asso­zi­iert sind. Dazu wurden H.-pylori­positive Pati­enten (n=587) rando­mi­siert, denen eine Eradi­ka­ti­ons­the­rapie (295 Pati­enten) oder ein Placebo (292 Pati­enten) gegeben wurde.

Die bakte­ri­elle Taxo­nomie wurde mittels 16S-rRNA-Sequen­zie­rung unter­sucht. Die Analyse erfolgte anhand von 404 Magen­bi­opsie-Proben, die 102 Proben­paare vor und 1 Jahr nach der H.-pylori-Eradikation und 100 Proben­paare vor und 1 Jahr nach der Placebo-Behand­lung umfassten. Die Analyse der mikro­biellen Sequenzen bestä­tigte die Eradi­ka­tion von H. pylori in der behan­delten Gruppe nach 1 Jahr. Die Analyse der Haupt­kom­po­nenten ergab deut­liche mikro­bielle Cluster, die sich in einer Zunahme der bakte­ri­ellen Diver­sität (p<0,00001) nach der Eradi­ka­tion von H. pylori widerspiegelten.

Während die mikro­biellen Inter­ak­tionen nach der Placebo-Behand­lung weit­ge­hend unver­än­dert blieben, war das gleich­zei­tige Auftreten von Mikroben in der behan­delten Gruppe geringer. Acin­et­o­bacter lwoffii, Strep­to­coccus angi­nosus und Rals­tonia konnten vermehrt nach­ge­wiesen werden, während Rose­buria und Sphin­go­monas bei Pati­enten mit persis­tie­renden Entzün­dungen 1 Jahr nach der H.-pylori-Eradikation deut­lich seltener nach­weisbar waren.

Ein deut­li­ches Cluster oraler Bakte­rien, bestehend aus Peptostrep­to­coccus, Strep­to­coccus, Parvi­monas, Prevotella, Rothia und Granu­li­catella, war mit dem Auftreten und der Persis­tenz von GA und IM asso­zi­iert. Weiterhin war das probio­ti­sche Faeca­li­bac­te­rium praustznii bei Probanden, die nach der Eradi­ka­tion von H. pylori eine GA entwi­ckelten, deut­lich vermindert.

Die funk­tio­nellen Signal­wege, einschließ­lich des Amino­säuren- und Inosit­phos­phat-Stoff­wech­sels, waren akti­viert, während die Folat-Biosyn­these und die Signal­wege über Nucleotide-Binding-Oligomerization-Domain(NOD)-ähnliche Rezep­toren in den Atro­phie- bzw. IM-asso­zi­ierten Magen­mi­kro­biota abnahmen.

Fazit
Laut den Autoren weisen diese Studi­en­daten darauf hin, dass Magen­mi­kroben nach der Eradi­ka­tion von H. pylori zur Progres­sion der Magen­kar­zi­no­ge­nese beitragen können. Die in der Studie iden­ti­fi­zierten Mikroben, die mit dem Fort­schreiten von Magen­ent­zün­dungen, GA und IM asso­zi­iert sind, können zukünftig als poten­ziell thera­peu­ti­sche Ziele bei der Präven­tion von Magen­krebs fungieren. (je)

Autoren: Sung JJY et al.
Korre­spon­denz: Joseph J. Y. Sung; jjysung@cuhk.edu.hk
Studie: Gastric microbes asso­ciated with gastric inflamm­a­tion, atrophy and intestinal meta­plasia 1 year after Heli­co­bacter pylori eradication
Quelle: Gut 2020;69(9):1572–1580.
Web: https://doi.org/10.1136/gutjnl-2019–319826



 

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