Kompakt Allgemeinmedizin
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Assoziationen zwischen CED und Zöliakie

Zöli­akie ist eine immun­ver­mit­telte Erkran­kung, die bei etwa 1% der Welt­be­völ­ke­rung auftritt und vor allem die Funk­tion des proxi­malen Dünn­darms beein­träch­tigt. Die Präva­lenz der Zöli­akie hat sich in den letzten 50 Jahren vervier­facht, wie Studien aus den USA und Europa nahelegen.

Die Zöli­akie erfor­dert eine gene­ti­sche Suszep­ti­bi­lität, die entweder durch den HLA-DQ2- oder den HLA-DQ8-Genotyp gegeben ist und durch diäte­ti­sches Gluten und verwandte Prol­amine ausge­löst wird. Das Gluten löst dabei eine deut­liche Immun­re­ak­tion aus, die schritt­weise zu einer Zotte­n­atro­phie im Dünn­darm führt. Die Diagnose erfolgt typi­scher­weise durch eine Kombi­na­tion aus dem histo­lo­gi­schem Nach­weis einer Zotte­n­atro­phie und sero­lo­gi­schen Tests.

Auf Basis dieser sammelte nun ein kana­di­sches Forschungs­team Hinweise darauf, ob mögli­cher­weise Asso­zia­tionen zwischen Zöli­akie und chro­nisch-entzünd­li­chen Darm­er­kran­kungen (CED) bestehen. Dazu haben die Wissen­schaftler in einer syste­ma­ti­schen Meta­ana­lyse den Zusam­men­hang zwischen diesen beiden Erkran­kungen bewertet.

Die Studi­en­au­toren durch­suchten die Daten­banken MEDLINE, EMBASE, CENTRAL, Web of Science, CINAHL, DARE und SIGLE bis zum 25. Juni 2019 nach Arbeiten, in denen das Risiko für eine Zöli­akie bei Pati­enten mit CED sowie einer CED bei Pati­enten mit Zöli­akie im Vergleich zu Kontrollen jegli­cher Art beur­teilt wurde. Die Newcastle-Ottawa-Skala wurde zur Bewer­tung des Verzer­rungs­ri­sikos und GRADE zur Evalu­ie­rung der Sicher­heit der Evidenz verwendet.

Es konnten 9791 Studien iden­ti­fi­ziert werden, von denen 65 in die Meta­ana­lyse einflossen. Evidenzen mit mäßiger Sicher­heit ergaben ein erhöhtes Risiko für Zöli­akie bei Pati­enten mit CED vs. Kontrollen (RR 3,96; 95%-KI 2,23–7,02) sowie ein erhöhtes CED-Risiko bei Pati­enten mit Zöli­akie vs. Kontrollen (RR 9,88; 95%-KI 4,03–24,21). Es gab Hinweise mit geringer Sicher­heit für einen Nach­weis von Anti-Sacch­aro­myces-Anti­kör­pern, einem sero­lo­gi­schen Marker für CED, bei Zöli­akie-Erkrankten vs. Kontrollen (RR 6,22; 95%-KI 2,44–15,84).

Ebenso wurden Hinweise mit geringer Sicher­heit dafür gefunden, dass es keinen Unter­schied für die Detek­tion von HLA-DQ2 oder DQ8 bei Personen mit CED im Vergleich zu den Kontrollen gab (RR 1,04; 95%-KI 0,42–2,56). Hinweise mit sehr geringer Sicher­heit wurden für ein erhöhtes Detek­ti­ons­ri­siko für Anti-Tissue-Trans­glut­ami­nase bei Pati­enten mit CED vs. den Kontrollen ermit­telt (RR 1,52; 95%-KI 0,52–4,40). Zudem hatten an CED Erkrankte ein leicht verrin­gertes Nach­weis­ri­siko für Anti-Endo­my­­sial-Anti­körper vs. Kontrollen (RR 0,70; 95%-KI 0,18–2,74).

Fazit
Es besteht ein erhöhtes Risiko für CED bei Patienen mit Zöli­akie und ein erhöhtes Risiko für Zöli­akie bei Pati­enten mit CED im Vergleich zu anderen Pati­en­ten­po­pu­la­tionen. Weitere Studien seien nun erfor­der­lich, um Zöli­akie-spezi­fi­sche und CED-spezi­fi­sche Biomarker bei Erkrankten mit CED bzw. Zöli­akie zu unter­su­chen. (bi)

Autoren: Pinto-Sanchez MI et al.
Korre­spon­denz: Elena F. Verdu; verdue@mcmaster.ca
Studie: Asso­cia­tion Between Inflamm­a­tory Bowel Dise­ases and Celiac Disease: A Syste­matic Review and Meta-Analysis
Quelle: Gastro­en­te­ro­logy 2020;159(3):884–903.
Web: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.05.016



 

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