Kompakt Allgemeinmedizin
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Stehen Immunzellen mit den neuen Diabetes-Subtypen in Verbindung?

Mit der neuen Beschrei­bung von Diabetes-Subtypen ist die Diabe­to­logie auf dem Weg zur Präzi­si­ons­me­dizin. Dennoch sind viele Bereiche uner­forscht. So war bisher nicht bekannt, wie sich die Immun­zellen in den jewei­ligen Subtypen unter­scheiden. Eine neue Studie des Deut­schen Diabetes-Zentrums hat nun genau dies unter­sucht und Poten­tial für die Zukunft entdeckt.

Immun­zellen spielen eine wich­tige Rolle bei der Entste­hung von Diabetes und dessen Folge­er­kran­kungen. Beim Typ-1-Diabetes sind beispiels­weise die T‑Zellen (eine Unter­gruppe der Immun­zellen) mitver­ant­wort­lich für die Erkran­kung, da sie die Zellen der Bauch­spei­chel­drüse zerstören können, in denen das Insulin produ­ziert wird. Bei Typ-2-Diabetes trägt hingegen eine Entzün­dung durch eine höhere Anzahl von Leuko­zyten (weiße Blut­kör­per­chen) im Blut zur Entwick­lung von Insu­lin­re­sis­tenz bei. Die verän­derte Anzahl und Zusam­men­set­zung der Immun­zellen spielt neben dem Auftreten des Diabetes an sich auch bei der Entste­hung von Kompli­ka­tionen wie Herz-Kreis­lauf-Erkran­kungen eine wich­tige Rolle.

Erst vor kurzem konnte das Deut­sche Diabetes-Zentrum (DDZ) in einer Unter­su­chung Unter­schiede bei Boten­stoffen der Entzün­dung zwischen den neuen Diabetes-Subtypen iden­ti­fi­zieren – denn mitt­ler­weile geht die Forschung davon aus, dass der Diabetes komplexer ist, als es die klas­si­sche Eintei­lung vermit­telt. „Vor dieser Studie war unbe­kannt, ob sich die neuen Diabetes-Subtypen auch bezüg­lich des Blut­bildes und spezi­eller Blut­zellen unter­scheiden“, erklärt Prof. Michael Roden, Wissen­schaft­li­cher Direktor und Vorstand des DDZ. „Unser Ziel war letzt­lich, ob so das Risiko der Diabetes-Subtypen für Diabe­tes­folgen besser erkennbar wird.“ Daher wurde die Zusam­men­set­zung des Blutes von mehr als 650 Teil­neh­me­rInnen der Deut­schen Diabetes Studie (GDS) unter­sucht. Bei diesen Personen wurde erst kurz vor der Teil­nahme an der Studie der Diabetes diagnostiziert.

Bei unseren Unter­su­chungen kam unter anderem heraus, dass die Anzahl der weißen Blut­kör­per­chen, also der Leuko­zyten, beim Diabetes-Subtyp mit schwerer Insu­lin­re­sis­tenz und beim Diabetes-Subtyp, der sich durch krank­haftes Über­ge­wicht auszeichnet, am höchsten war“, sagt Dr. Jacque­line Ratter-Rieck, welche in der Arbeits­gruppe Inflamm­a­tion am DDZ feder­füh­rend an der Studie betei­ligt ist. „Die geringste Anzahl an Leuko­zyten fanden wir beim soge­nannten schweren auto­im­munen Diabetes, der im Wesent­li­chen dem klas­si­schen Typ-1-Diabetes entspricht.“ Zudem wiesen Personen mit dem Diabetes-Subtyp mit schwerer Insu­lin­re­sis­tenz eine andere Zusam­men­set­zung der T‑Zellen auf. Die T‑Zellen sind auch an der Entste­hung von Kompli­ka­tionen des Diabetes betei­ligt, so dass unter­schied­liche Zell­zu­sam­men­set­zungen zu Unter­schieden in den zugrun­de­lie­genden Entzün­dungs­pro­zessen in den verschie­denen Subtypen führen könnten.

Somit zeigt diese Studie, dass sich die Anzahl der Leuko­zyten und darüber hinaus auch deren Zusam­men­set­zung im Blut zwischen den Diabetes-Subtypen unter­scheiden. Doch was bedeutet dies konkret für Menschen mit Diabetes? Die aus der Studie gewonnen Erkennt­nisse tragen zu einer besseren Charak­te­ri­sie­rung der spezi­fi­schen Eigen­schaften und Verläufe der entspre­chenden Diabetes-Subtypen bei und können den Weg zu einer Präzi­si­ons­dia­be­to­logie ebnen.

Für künf­tige Studien wird es deshalb wichtig sein, zu unter­su­chen, bei welchen Diabetes-Subtypen Entzün­dungs­pro­zesse eine beson­ders wich­tige Rolle spielen“, ergänzt Prof. Chris­tian Herder, Leiter der Arbeits­gruppe Inflamm­a­tion und fährt fort: „Für diese Subtypen könnten viel­leicht auch entzün­dungs­hem­mende Thera­pien inter­es­sant sein, um die Entwick­lung des Diabetes und seiner Folge­er­kran­kungen zu verlangsamen.“

Origi­nal­pu­bli­ka­tion: Ratter-Rieck JM et al. Leuko­cyte Counts and T Cell Frequen­cies Differ Between Novel Subgroups of Diabetes and Asso­ciate with Meta­bolic Para­me­ters and Biomar­kers of Inflamm­a­tion. Diabetes 2021 Aug 30:db210364. https://doi.org/10.2337/db21-0364

Quelle: Deut­sches Diabetes-Zentrum

 

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