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Exzessiver Alkoholkonsum bei jungen Erwachsenen: Gesteigertes Risiko für Arrhythmien

Akuter über­mä­ßiger Alko­hol­konsum kann das Holiday-Heart-Syndrom verur­sa­chen, das durch Herz­rhyth­mus­stö­rungen einschließ­lich Vorhof­flim­mern (VHF) gekenn­zeichnet ist.

In der Studie Munich­BREW II analy­sierte eine Forschungs­gruppe der LMU München prospektiv den zeit­li­chen Verlauf der auftre­tenden Herz­rhyth­mus­stö­rungen nach über­mä­ßigem Alko­hol­konsum bei jungen Erwach­senen. Dazu beob­ach­teten sie 202 Probanden, die im Rahmen von Feier­lich­keiten planten, über­mäßig viel Alkohol (Atem­al­ko­hol­spit­zen­kon­zen­tra­tionen [BAK] ≥1,2 g/kg) zu konsu­mieren, über 48 h.

Das Rausch­trinken bewirkte einer­seits Herz­fre­quenz­ver­än­de­rungen und erhöhte Vorhoft­achy­kar­dien während der Trink­phase. Aber auch während der sich daran anschlie­ßenden Ausnüch­te­rungs­phase traten klinisch rele­vante Arrhyth­mien bei den Studi­en­teil­neh­mern auf. Die Studie stand unter Leitung von Stefan Brunner und Moritz F. Sinner.

MUNICHBREW II umfasste ein 48-stün­diges EKG-Moni­to­ring, das den Ausgangs­wert (Stunde 0), die Trink­phase (Stunden 1–5), die Ausnüch­te­rungs­phase (Stunden 6–19) und 2 Kontroll­pe­ri­oden umfasste, die jeweils 24 h nach der Trink- und Ausnüch­te­rungs­phase lagen (Stunden 25–29 und 30–43). Den akuten Alko­hol­konsum über­wachten Brenner und Kollegen durch BAK-Messung während der Trink­phase. Sie analy­sierten die EKGs im Hinblick auf die mitt­lere Herz­fre­quenz, Vorhoft­achy­kardie, vorzei­tige Vorhof­kon­trak­tionen, Extra­sy­stolen und die Herzfrequenzvariabilität.

Aufgrund von nicht­in­ter­pre­tier­baren oder unvoll­stän­digen EKGs wurden 9 Probanden von der Analyse ausge­schlossen, welche schließ­lich 193 Personen umfasste (Durch­schnitts­alter 29,9 ±10,6 Jahre; 36% Frauen). Die durch­schnitt­liche maxi­male BAK lag bei 1,4 ±0,4 g/kg, was bei Männern und Frauen ähnlich war. Die aufge­zeich­neten EKGs zeigten einen Anstieg der Herz­fre­quenz und ein Übermaß an Vorhoft­achy­kar­dien mit zuneh­mendem Alkoholkonsum.

Die Analyse der Herz­fre­quenz­va­ria­bi­lität deutete auf eine auto­nome Modu­la­tion mit sympa­thi­scher Akti­vie­rung während des Alko­hol­kon­sums und der anschlie­ßenden Ausnüch­te­rungs­phase hin, gefolgt von einer para­sym­pa­thi­schen Domi­nanz danach. Vorzei­tige Vorhof­kon­trak­tionen traten signi­fi­kant häufiger in den Kontroll­pe­ri­oden auf, während Extra­sy­stolen häufiger in der Trink­pe­riode auftraten. Bei 10 Teil­neh­mern kam es zu spür­baren arrhyth­mi­schen Episoden, darunter VHF und ventri­ku­läre Tachy­kar­dien, v.a. während der Ausnüchterungsphase.

Fazit
Die Studie zeigt die Auswir­kungen von Rausch­trinken auf Herz­fre­quenz­ver­än­de­rungen und vermehrte Vorhoft­achy­kar­dien während der Trink­phase sowie das Auftreten klinisch rele­vanter Arrhyth­mien während der Ausnüch­te­rungs­phase, was das Holiday-Heart-Syndrom als Gesund­heits­ri­siko unter­streicht. (ah)

Autoren: Brunner S et al.
Korre­spon­denz: Stefan Brunner; Stefan.Brunner@med.uni-muenchen.de
Studie: Acute alcohol consump­tion and arrhyth­mias in young adults: the Munich­BREW II study
Quelle: Eur Heart J 2024;45(46):4938–4949.
Web: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae695

 

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