Kompakt Allgemeinmedizin
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Chatbot zur Förderung der Grippeimpfung in der COVID-19-Pandemie




In der COVID-19-Pandemie kam der Impfung gegen die saisonale Grippe (SIV) für Erwachsene besondere Bedeutung zu, ebenso Maßnahmen, die auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind und die die entsprechende Impfquote erhöhen. Offenbar lassen sich in einer Online-Intervention mit speziellen Chatbots Informationen zur Impfung gegen die SIV in bestimmten Zielgruppen platzieren, die mittels auf bestimmte Verhaltensmerkmale zugeschnittener Informationen die Einstellung gegenüber einer SIV verändern können. Eine Untersuchung zur Wirksamkeit einer solchen Intervention mit Chatbots, die auf Stadien der Verhaltensänderung (Stages of Change [SOC]) einzugehen in der Lage sind, hat ergeben, dass sie wirksamer war als eine Maßnahme ohne dieses Element. Die nichtverblindete, randomisierte klinische Parallelgruppenstudie wurde während der COVID-19-Pandemie (01.12.2021–31.07.2022) in Hongkong (China) durchgeführt. Für eine Teilnahme infrage kamen Personen im Alter von ≥65 Jahren, die unter anderem nicht in einer betreuten Situation lebten, ein Smartphone nutzten und in der Grippesaison 2021/2022 keine Impfung gegen die saisonale Influenza (SIV) erhalten hatten. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip telefonisch zu der Studie eingeladen. Diejenigen, die an einer ebenfalls am Telefon durchgeführten Basisumfrage teilnahmen, wurden entweder der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugeteilt. In der Interventionsgruppe bewertete ein Chatbot zunächst das SOC der Probanden in Bezug auf die Bereitschaft zur SIV. Anschließend wählte der Chatbot auf den jeweiligen SOC zugeschnittene (Video-)Mitteilungen aus und verschickte diese über einen Messaging-Dienst (1-mal alle 2 Wochen, insgesamt 4-mal). In der Kontrollgruppe hingegen verschickte der Chatbot alle 2 Wochen insgesamt 4-mal einen Link, über den die Probanden über einen Messaging-Dienst auf eine Standard-Nachricht mit allgemeinen SIV-Informationen zugreifen konnten. Der primäre Endpunkt der Studie bestand in einer SIV-Impfung bis Monat 6 der Intervention, wozu die Teilnehmenden selbst Angaben machten und die vom Forschungsteam validiert wurde. Den sekundären Endpunkt bildete SOC, das sowohl zu Studienbeginn als auch in Monat 6 anhand validierter Fragen gemessen wurde. Insgesamt 396 Personen (Durchschnittsalter 70,2 Jahre; 249 Frauen) nahmen an der Untersuchung teil: 198 wurde nach Randomisierung der Interventionsgruppe zugeteilt, die übrigen 198 der Kontrollgruppe. Die ITT-Analyse ergab, dass die validierte Rate tatsächlicher SIV in der Interventionsgruppe nach 6 Monaten höher war als in der Kontrollgruppe (50,5% vs. 35,3%; p=0,002). Der durchschnittliche SOC-Score fiel in der Interventionsgruppe höher aus als in der Kontrollgruppe (2,8 [SD 1,4] vs. 2,4 [SD 1,4]; p=0,02). In der Interventionsgruppe schlossen mehr Teilnehmer ≥1 Interventionsepisode ab als in der Kontrollgruppe (77,3% vs. 62,6%; p<0,001). Fazit Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass die auf die SOC zugeschnittene Online-Intervention wirksamer war als die nicht auf die SOC zugeschnittene Intervention und möglicherweise eine nachhaltige neue Methode zur Steigerung der SIV-Aufnahme bei Erwachsenen ab 65 Jahren darstellt. (ac) Autoren: Wang Z et al. Korrespondenz: Zixin Wang; wangzx@cuhk.edu.hk Studie: Chatbot-Delivered Online Intervention to Promote Seasonal Influenza Vaccination During the COVID-19 Pandemic: A Randomized Clinical Trial Quelle: JAMA Netw Open 2023;6(9):e2332568. Web: https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.32568