Kompakt Allgemeinmedizin
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Übergewichtige Mädchen haben ein hohes Depressionsrisiko

Unbe­han­delt werden Depres­sionen bei Kindern und Jugend­li­chen mit schlechten Schul­leis­tungen, beein­träch­tigtem Sozi­al­ver­halten, Drogen­miss­brauch, wieder­keh­renden Depres­sionen im Erwach­se­nen­alter und erhöhtem Suizid­risiko in Verbin­dung gebracht. Suizide sind die zweit­häu­figste Ur­sache für vermeid­bare Todes­fälle bei jungen Menschen. Nun zeigt eine Meta­ana­lyse briti­scher Wissen­schaftler, dass stark über­ge­wich­tige Mädchen ein signi­fi­kant höheres Risiko für Depres­sionen haben als normal­ge­wich­tige Mädchen. Dieses Risiko besteht den Ergeb­nissen zufolge bis ins Erwach­se­nen­alter hinein.

Dr. Shailen Sutaria vom Impe­rial College London und Kollegen hatten 22 Quer­schnitt- oder Lang­zeit­be­ob­ach­tungs­stu­dien ausge­wertet, die Kinder (<18 Jahren) aus der Bevöl­ke­rung rekru­tiert hatten, von denen der Body-Mass-Index (BMI) bekannt war. Für diese Gruppe von 143.603 Kindern lagen zusätz­lich Angaben zu komor­biden oder künf­tigen Depres­sionen vor. Die Präva­lenz der Depres­sion betrug bei adipösen Kindern 10,4 %. Im Vergleich zu normal­ge­wich­tigen Kindern betrug die Chance (Odds) für Depres­sionen bei adipösen Kindern 1,32 (95 %-Konfi­denz­in­ter­vall [KI] 1,17–1,50), bei adipösen weib­li­chen Kindern betrug die Odds 1,44 (95 %-KI 1,20–1,72) gegen­über normal­ge­wich­tigen weib­li­chen Kindern. Es wurde kein Zusam­men­hang zwischen über­ge­wich­tigen Kindern und Depres­sionen (Odds Ratio [OR] 1,04; 95 %-KI 0,95–1,14) oder zwischen adipösen oder über­ge­wich­tigen männ­li­chen Unter­gruppen und Depres­sionen (OR 1,14; 95 %-KI 0,93–1,41 und OR 1,08; 95 %-KI 0,85–1,37) gefunden. Die Subgrup­pen­ana­lyse von Quer­schnitt- und Längs­schnitt­stu­dien, die getrennt vonein­ander durch­ge­führt wurden, ergab, dass Adipo­sitas im Kindes­alter sowohl mit einem gleich­zei­tigen (OR 1,26; 95 %-KI 1,09–1,45) als auch mit einem prospek­tiven Risiko (OR 1,51; 95 %-KI 1,21–1,88) für eine Depres­sion verbunden war.

Aufgrund der deut­li­chen Hinweise darauf, dass stark über­ge­wich­tige Mädchen ein signi­fi­kant höheres Risiko für Depres­sionen haben als normal­ge­wich­tige weib­liche Kinder und dass dieses Risiko bis ins Erwach­se­nen­alter hinein besteht, sollten Ärzte adipöse Mädchen auf Symptome von Depres­sionen unter­su­chen, raten die Autoren. (ej)

Autoren: Sutaria S et al.
Korre­spon­denz: Depart­ment of Primary Care and Public Health, Impe­rial College London, Groß­bri­tan­nien
Studie: Is obesity asso­ciated with depres­sion in children? Syste­matic review and meta-analysis
Quelle: Arch Dis Child 2019;104(1):64–74.
Web: https://dx.doi.org/10.1136/archdischild-2017–314608



 

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