Kompakt Allgemeinmedizin
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Neues Studienergebnis zur Thrombose nach SARS-CoV-2-Impfung

Ein Forschungs­team um Professor Dr. Tamam Bakchoul vom Zentrum für Klini­sche und Expe­ri­men­telle Trans­fu­si­ons­me­dizin am Univer­si­täts­kli­nikum Tübingen unter­sucht in mehreren Studien die Entste­hung, Diagnose und mögliche Behand­lungs­me­thoden der Vakzin-indu­zierten immun­throm­bo­ti­schen Throm­bo­zy­to­penie (VITT). Diese Erkran­kung ist eine seltene, aber poten­ziell gefähr­liche Neben­wir­kung von vektor­ba­sierten SARS-CoV-2-Impf­stoffen. Pati­en­tinnen und Pati­enten mit VITT entwi­ckeln inner­halb von bis zu sechs Wochen nach der Impfung Blut­ge­rinnsel, oft an unge­wöhn­li­chen Stellen wie den Venen im Gehirn oder im Bauch, und leiden gleich­zeitig unter einer vermin­derten Anzahl von Blutplättchen.

Die Tübinger Forschungs­gruppe hat in voran­ge­henden Unter­su­chungen bereits gezeigt, dass die Bildung von Anti­kör­pern gegen ein Protein namens „Plätt­chen-Faktor 4 (PF4)“ die Ursache von VITT ist. Diese Anti­körper sind in der Lage, die Blut­plätt­chen zu akti­vieren, Blut­ge­rinnsel und eine Verrin­ge­rung der Blut­plätt­chen­zahl zu verur­sa­chen. Der Zusam­men­hang zwischen einer Impfung und der Bildung von Anti-PF4-Anti­kör­pern ist jedoch bislang nicht geklärt. Als mögli­cher Grund wurde die Kreuz­re­ak­ti­vität zwischen Anti­kör­pern, die nach einer Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus entwi­ckelt werden und Anti­kör­pern gegen PF4 vermutet.

In der aktu­ellen Studie unter­suchten die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler den Zusam­men­hang zwischen der Immun­ant­wort auf den Impf­stoff und der Entwick­lung von Anti-PF4-Anti­kör­pern: Bei geimpftem medi­zi­ni­schen Personal (n=101) und bei Pati­enten (n=59) mit klini­schem Verdacht auf VITT nach Impfung mit Vaxze­vria (Astra­Ze­neca) vergli­chen die Forschenden die Anti-PF4-Anti­körper und die Anti­körper gegen verschie­dene anti­ge­ni­sche Punkte des SARS-CoV-2-Spike-Proteins (Spike-Trimer, Receptor Binding Domain [RBD], S1, S2).

Sie fanden keine Korre­la­tion zwischen der Menge an Anti-PF4 — und Anti-SARS-CoV-2-Anti­kör­pern in allen Gruppen. Darüber hinaus unter­schieden sich die Werte der Anti-SARS-CoV-2-Anti­körper nicht signi­fi­kant zwischen geimpften Personen ohne Kompli­ka­tion und Pati­en­tinnen und Pati­enten mit VITT.

Die Tübinger Forsche­rinnen und Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass die Immun­ant­wort gegen SARS-CoV-2-Proteine nicht zur Bildung von Anti-PF4-Anti­kör­pern bei VITT führt.

Diese Studie hat zu einem besseren Verständnis des Zusam­men­spiels zwischen der Impfung und dem seltenen Krank­heits­bild der VITT beigetragen. Nun ist es notwendig, die Thera­pie­an­sätze für diese Krank­heit weiter zu erfor­schen. Dazu unter­sucht das Tübinger Forschungs­team um Prof. Bakchoul aktuell die unter­schied­li­chen Wirkungen von Antikoagulantien.

Origi­nal­pu­bli­ka­tion: Uzun G, Althaus K, Bakchoul T. No Corre­la­tion between Anti-PF4 and Anti-SARS-CoV‑2 Anti­bo­dies after ChAdOx1 nCoV-19 Vacci­na­tion. N Engl J Med. 2021 Aug 25. https://doi.org/10.1056/nejmc2111305

Quelle: Univer­si­täts­kli­nikum Tübingen

 

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