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Neue Hepatitis-Leitlinie: Leberentzündungen erfolgreich behandeln

Virale und nicht-virale Leber­er­kran­kungen werden häufig erst spät oder über­haupt nicht erkannt. Weil die Symptome meist unspe­zi­fisch sind, schreitet die Krank­heit im Verbor­genen fort und wird erst diagnos­ti­ziert, wenn das Stadium einer Leber­zir­rhose oder eines Leber­zell­krebses erreicht ist. Um Infek­tionen mit Hepa­titis-B- und Hepa­titis-C-Viren möglichst früh zu erkennen und zu behan­deln, hat der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G‑BA) das Scree­ning auf beide Viren zum 1. Oktober 2021 als Kassen­leis­tung in den Gesund­heits­check für gesetz­lich Versi­cherte aufgenommen.

Was die behan­delnden Ärztinnen und Ärzte bei Scree­ning, Diagnostik und Therapie beachten sollten, sagen die Leit­li­nien der Deut­schen Gesell­schaft für Gastro­en­te­ro­logie, Verdau­ungs- und Stoff­wech­sel­er­kran­kungen. Ganz neu sind die Empfeh­lungen zur Hepa­titis-B-Virus­in­fek­tion, die unter Feder­füh­rung der Medi­zi­ni­schen Hoch­schule Hannover (MHH) nach zehn Jahren nun komplett über­prüft und aktua­li­siert worden sind.

Schwan­gere früh auf Hepa­titis B untersuchen
„Wir haben 165 Empfeh­lungen neu beur­teilt und der aktu­ellen Lage ange­passt“, sagt Prof. Dr. Markus Corn­berg, stell­ver­tre­tender Direktor der MHH-Klinik für Gastro­en­te­ro­logie, Hepa­to­logie und Endo­kri­no­logie und Koor­di­nator der S3-Leit­linie zur Hepa­titis-B-Virus­in­fek­tion. „Die Aktua­li­sie­rungen umfassen alle Bereiche von Diagnostik, über Therapie bis hin zu Organ­trans­plan­ta­tion und Therapie von Kindern und Jugend­li­chen“, betont der Gastro­en­te­ro­loge und Infektiologe.

Eine weitere wich­tige neue Empfeh­lung betrifft das Scree­ning bei Schwan­geren, das nun bereits von der 32. Schwan­ger­schafts­woche an erfolgen soll. Wird bei der Mutter eine Infek­tion mit einer sehr hohen Virus­last fest­ge­stellt, ist eine anti­vi­rale Therapie erfor­der­lich. Ansonsten kann das Virus auf das Kind über­tragen werden – selbst wenn es nach der Geburt geimpft wird. „Wir empfehlen daher ein möglichst frühes Scree­ning bereits zu Beginn der Schwan­ger­schaft und nicht erst in der 32. Schwan­ger­schafts­woche, wie in den Mutter­schafts­richt­li­nien fest­ge­legt“, betont Prof. Corn­berg. „Eine frühe anti­vi­rale Therapie kann die Virus­last der Mutter senken und so eine chro­ni­sche Infek­tion des Neuge­bo­renen verhin­dern“, erklärt der Mediziner.

Symptomlos Erkrankte früh entdecken
Mit Aufnahme des Hepa­titis-B- und Hepa­titis-C-Scree­nings in die Gesund­heits­vor­sorge-Unter­su­chung kommt der Leit­linie eine noch größere Bedeu­tung zu. „Aufgrund des Scree­nings werden wir jetzt mehr Infi­zierte entde­cken, die bislang symptomlos sind und bei ihnen einen schweren Krank­heits­ver­lauf verhin­dern können“, sagt Prof. Corn­berg. Hepa­titis B sei in einem frühen Stadium gut behan­delbar, Hepa­titis C sogar heilbar. Auch Prof. Dr. Michael P. Manns, MHH-Präsi­dent und Vorstand­vor­sit­zender der Deut­schen Leber­stif­tung, geht davon aus, dass viele Betrof­fene in Deutsch­land nichts von ihrer Erkran­kung wissen. „Die Leber leidet still“, sagt der Medi­ziner. „Daher ist es zu begrüßen, dass gesetz­lich Versi­cherte vom 35. Lebens­jahr an nun Anspruch auf ein einma­liges Scree­ning haben.“

Eine Zusam­men­fas­sung der S3-Leit­linie zur Hepa­titis-B-Virus­in­fek­tion finden Sie unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021–011l_S3_Prophylaxe-Diagnostik-Therapie-der-Hepatitis-B-Virusinfektion_2021-07.pdf

Quelle: Medi­zi­ni­sche Hoch­schule Hannover

 

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