Kompakt Allgemeinmedizin
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Kinderhusten verrät nur wenig über die Ursachen




Hustenmerkmale allein sind nicht deutlich genug, um zwischen verschiedenen häufigen akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern zu unterscheiden. Das schreiben die Autoren einer neuen Studie. Die Forscher hatten sich gefragt, ob verschiedene klinisch bedingte Hustenmerkmale (Häufigkeit bei Tag bzw. Nacht, das Hustengeräusch selbst bzw. der Typ [produktiv/trocken]) dazu geeignet sind, häufige Ursachen (Asthma, Bronchiolitis, Pneumonie, andere akute Infektionen der Atemwege) von einem akuten Husten bei Kindern zu unterscheiden. Zur Klärung dieser Frage schlossen die Wissenschaftler zwischen 2017 und 2019 insgesamt 148 Kinder in ihre Untersuchung ein. Die Probanden hatten ein Alter von zwischen 2 Wochen und 16 Jahren. Neben Kindern mit einer Hospitalisierung aufgrund von Asthma, Bronchiolitis, Pneumonie oder einer akuten Infektion der Atemwege wurden auch Kontrollen in die Analyse aufgenommen. Die Forscher fertigten über 24 h digitale Aufnahmen von spontanem Husten der Patienten an, während die Kontrollpersonen 3-mal freiwillig husteten. Anhand der Aufnahmen quantifizierte man bei den Patienten die Häufigkeit des Hustens (Husten/h. Hustengeräusche und -typ wurden unabhängig voneinander von 2 Personen beurteilt, die die klinischen Daten nicht kannten. Der von einem einzelnen Pneumologen bewertete Husten wurde unter Verwendung von Übereinstimmung (Cohens Kappa-Koeffizient [қ]), Sensitivität und Spezifität mit der Entlassungsdiagnose verglichen. Hustenwerte nach Angaben der Erziehungsberechtigten der teilnehmenden Kinder wurden mit der objektiven Hustenfrequenz unter Verwendung des Spearman-Koeffizienten (rs) in Beziehung gesetzt. An Atemwegserkrankungen litten 118 Kinder in der Kohorte, bei 30 handelte es sich um Kontrollen (medianes Alter 2,0 Jahre [IQR 0,7–3,9; 58% Jungen und 50% Kinder indigener Abstammung). Bei Patienten mit Atemwegserkrankungen war ein produktiver Husten häufig (42–62% der Kinder), unabhängig von der respiratorischen Diagnose und bei guter Übereinstimmung der Beurteilungen. Die Studienautoren stellten fest, dass sich mittels der Hustengeräusche nicht exakt zwischen verschiedenen Ätiologien, die mit akutem Husten assoziiert sind, unterscheiden ließ. Die auf dieser Grundlage vermutete Ätiologie und die Beurteilung eines spezialisierten, verblindeten Mediziners besaßen keine große Übereinstimmung (қ=0,13; 95%-KI 0,03–0,22).  Bei den Diagnosen variierten Spezifität (8–74%) und Sensitivität (53–100%). Die Inter­rater-Übereinstimmung in Bezug auf den Hustentyp (produktiv/trocken) war nahezu perfekt (қ=0,89; 95%-KI 0,81–0,97). Die objektive Hustenhäufigkeit korrelierte signifikant mit den Husten-Scores auf einer visuellen Analogskala (rs=0,43; Bias-korrigierter 95%-KI 0,25–0,56) und auf einer verbalen Beschreibung nach Kategorien bezogen auf Husten bei Tag (rs=0,39; Bias-korrigierter 95%-KI 0,22–0,54). Fazit Hustenmerkmale allein sind nicht deutlich genug, um zwischen akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern zu unterscheiden. (ac) Autoren: Bisballe-Müller N et al. Korrespondenz: Nina Bisballe-Müller; ninabisballe@hotmail.com Studie: Can Acute Cough Characteristics From Sound Recordings Differentiate Common Respiratory Illnesses in Children?: A Comparative Prospective Study Quelle: Chest 2021;159(1):259–269. Web: https://doi.org/10.1016/j.chest.2020.06.067