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Kardiovaskuläre Sicherheit der Anti-CGRP-Migränetherapie bei Senioren

Mono­klonale Anti­körper, die auf CGRP (Calci­tonin gene related peptide) oder dessen Rezeptor abzielen (Anti-CGRP-MAb), ermög­li­chen eine wirk­same Migrä­ne­pro­phy­laxe. Aufgrund der CGRP-Blockade bestehen jedoch Bedenken hinsicht­lich poten­zi­eller kardio­vas­ku­lärer Risiken. Eine Studie mit älteren Pati­enten aus den USA deutet nun aber darauf hin, dass Anti-CGRP-MAb im Vergleich zu Onabo­tu­li­num­toxin A nicht mit einem erhöhten Risiko für kardio­vas­ku­läre Erkran­kungen (CVD) einhergehen.

Für die sequen­zi­elle Kohor­ten­studie werteten die Forschenden retro­spektiv die Daten einer national reprä­sen­ta­tiven bevöl­ke­rungs­ba­sierten Stich­probe von Medi­care-Pati­enten aus, die zwischen Mai 2018 und Dezember 2020 aufgrund einer Migrä­ne­dia­gnose entweder Anti-CGRP-MAb (n=5153; mitt­leres Alter 57,8±­14,0 Jahre; 83,6% Frauen) oder Onabo­tu­li­num­to­xinA (n=4000; mitt­leres Alter 61,9±
13,7 Jahre; 83,8% Frauen) erhalten hatten. Pati­enten mit einer Vorge­schichte von Myokard­in­farkt (MI), Schlag­an­fall, Clus­ter­kopf­schmerz, Krebs oder Hospiz­be­treuung im Jahr vor Behand­lungs­be­ginn mit der Studi­en­me­di­ka­tion wurden ausge­schlossen. Der primäre Studi­en­end­punkt war die Zeit bis zum Auftreten eines ersten Myokard­in­farktes (MI) oder Schlag­an­falles. Zu den sekun­dären Endpunkten gehörten hyper­ten­sive Krisen, Raynaud-Syndrom und peri­phere Revaskularisation.

Die Auswer­tung der Daten ergab, dass die Verwen­dung von Anti-CGRP-MAb in der unter­suchten Kohorte im Vergleich zu Onabotu­linumtoxinA nicht mit einem erhöhten Risiko für zusam­men­ge­setzte CVD-Ereig­nisse (aHR 0,88; 95%-KI 0,44–1,77), hyper­ten­sive Krisen (aHR 0,46; 95%-KI 0,14–1,55), peri­phere Revas­ku­la­ri­sa­tion (aHR 1,50; 95%-KI 0,48–4,73) oder Raynaud-Syndrom (aHR 0,75; 95%-KI 0,45–1,24) einher­ging. Unter­grup­pen­ana­lysen nach Alter und Vorhan­den­sein einer vorbe­stehenden CVD ohne MI oder Schlag­an­fall erbrachten ähnliche Ergebnisse.

Fazit
„Trotz anfäng­li­cher Bedenken hinsicht­lich der kardio­vas­ku­lären Risiken der CGRP-Blockade waren Anti-CGRP-MAb im Vergleich zu Onabo­tu­li­num­to­xinA in dieser Kohor­ten­studie nicht mit einem erhöhten CVD-Risiko verbunden, obwohl es sich bei den Studi­en­teil­neh­mern über­wie­gend um ältere Erwach­sene oder Personen mit Behin­de­rungen handelte“, fassen die Autoren in „JAMA Neuro­logy“ zusammen. Um dieses Ergebnis zu bestä­tigen, seien aber noch Studien mit längeren Nach­be­ob­ach­tungs­zeit­räumen und in anderen Bevöl­ke­rungs­gruppen erfor­der­lich. (ej)

Autoren: Yang S et al.
Korre­spon­denz: Wei-Hsuan Lo-Ciganic; jenny.lociganic@pitt.edu
Studie: Cardio­vas­cular Safety of Anti-CGRP Mono­clonal Anti­bo­dies in Older Adults or Adults With Disa­bi­lity With Migraine
Quelle: JAMA Neurol 2025 Feb 1;82(2):132–141.
Web: https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2024.4537

 

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