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Grippeimpfung für Herzpatienten: Aufklärungsarbeit per E‑Mail erhöht Impfrate

Pati­enten mit akutem Myokard­in­farkt (AMI) wird drin­gend zur Grip­pe­schutz­imp­fung geraten, da sie schwer­wie­gende uner­wünschte kardiale Ereig­nisse (MACE) verrin­gert. Doch bislang mangelt es an wirk­samen Stra­te­gien zur Verbes­se­rung der Impf­rate in dem Hoch­ri­siko-Pati­en­ten­kol­lektiv. Eine kosten­güns­tige und skalier­bare Maßnahme könnte elek­tro­nisch versandtes Infor­ma­ti­ons­ma­te­rial zur Grip­pe­imp­fung darstellen, dass die Pati­enten aufklärt und zur Impfung ermu­tigt. Das deutet die aktu­elle Auswer­tung dreier landes­weiter rando­mi­sierter Studien aus Däne­mark an.

Bei den 3 inklu­dierten Studien handelt es sich um NUDGE-FLU, NUDGE-FLU‑2 und NUDGE-FLU-CHRONIC, die alle während der beiden Influ­enz­a­sai­sons 2022/2023 und 2023/2024 durch­ge­führt wurden. Die Teil­nehmer wurden nach dem Zufalls­prinzip entweder in die übliche Versor­gung oder zum Erhalt verschie­dener verhal­tens­ori­en­tierter, elek­tro­nisch über­mit­telter, brief­ba­sierter Anstöße („Nudges“) einge­teilt. Die Studi­en­au­toren unter­suchten in einer vorab spezi­fi­zierten gepoolten Meta­ana­lyse auf Teil­neh­mer­ebene die Inter­ak­tion des AMI-Status mit den Effekten der Nudges im Vergleich zur übli­chen Versor­gung. Der primäre Endpunkt war der Erhalt einer Grippeimpfung.

Von 2.146.124 indi­vi­du­ellen Rando­mi­sie­rungen (mitt­leres Alter 71,1 ±11,6 Jahre; 51,9% weib­lich) in allen 3 Studien hatten 59.458 (2,8%) eine Vorge­schichte mit AMI. Im Vergleich zur übli­chen Versor­gung verbes­serte jegliche Form elek­tro­ni­scher Nudges die Impf­stoff­auf­nahme bei Pati­enten mit und ohne AMI in der Vorge­schichte glei­cher­maßen (+1,81 vs. +1,32 Prozent­punkte; pInter­aktion=0,09 nach AMI-Status).

Ein Brief, in dem die kardio­vas­ku­lären Vorteile der Impfung hervor­ge­hoben wurden, führte bei Pati­enten mit (vs. ohne) AMI in der Vorge­schichte zu größeren Verbes­se­rungen bei der Impf­rate (+3,91 vs. +2,03 Prozent­punkte; pInteraktion=0,02 nach AMI-Status). Außerdem war diese Art von Infor­ma­tion unter jenen Pati­enten mit AMI ausge­prägter, die in der voran­ge­gan­genen Saison nicht geimpft worden waren (+13,7 vs. +1,48 Prozent­punkte; ­pInteraktion<0,001). Unter den jüngeren Teil­neh­mern mit chro­ni­schen Erkran­kungen war der Brief zu den kardio­vas­ku­lären Vorteilen der Impfung beson­ders effektiv bei denje­nigen mit kürz­lich aufge­tre­tenem AMI (p<0,001).

Fazit
In den Studien mit däni­schen Bürgern verbes­serte die Beto­nung der kardio­vas­ku­lären Vorteile der Impfung die Impf­be­reit­schaft gegen Grippe, wobei Pati­enten mit akutem Myokard­in­farkt in der Anamnese einen größeren Nutzen zeigten. Diese kosten­güns­tige und skalier­bare Imple­men­tie­rungs­stra­tegie sollte in Betracht gezogen werden, um Hoch­ri­si­ko­pa­ti­enten zur Grip­pe­imp­fung zu ermu­tigen. (ah)

Autoren: Bhatt AS et al.
Korre­spon­denz: Tor Biering-Sørensen; tor.biering@gmail.com
Studie: Elec­tronic Nudges and Influ­enza Vacci­na­tion Among Pati­ents With a History of Myocar­dial Infarc­tion: Insights From 3 Nati­on­wide Rando­mized Clinical Trials
Quelle: JAMA Cardiol 2025;10(1):78–86.
Web: https://doi.org/10.1001/jamacardio.2024.4648

 

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