Kompakt Allgemeinmedizin
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COVID-19: Delir bei älteren Patienten häufig

In einer Kohor­ten­studie mit 817 COVID-19-Pati­enten fort­ge­schrit­tenen Alters (Durch­schnitt 77,7 Jahre), die in Notauf­nahmen in den USA vorstellig geworden waren, haben die Autoren fest­ge­stellt, dass ein Delir häufig auftrat. Zudem, so die Beob­ach­tung der Wissen­schaftler, waren oftmals keine anderen typi­schen COVID-19-Symptome zu verzeichnen.

Darüber hinaus war Delir mit schlechten Outcomes während des Kran­ken­haus­auf­ent­haltes und mit Tod verbunden. Laut den Verfas­sern der Arbeit liefern ihre Ergeb­nisse einen Hinweis darauf, dass einem Delir als Ergän­zung von Check­listen mit COVID-19-Symptomen klini­sche Bedeu­tung zukommt.

Durch­ge­führt wurde die Kohor­ten­studie an 7 Stand­orten in den USA. COVID-19 wurde durch SARS-CoV-2-posi­tiven Nasen­ab­strich (99% der Fälle) oder radio­lo­gi­sche Befunde (1% der Fälle) diagnos­ti­ziert. Insge­samt wurden 817 COVID-19-Pati­enten in die Analyse einge­schlossen: 386 (47%) Männer, 493 (62%) Weiße, 215 (27%) Schwarze und 54 (7%) waren latein­ame­ri­ka­ni­scher Abstammung.

Von den einge­schlos­senen Pati­enten litten 226 (28%) bei Vorstel­lung in der Notauf­nahme an einem Delir. Dabei stellte ein Delir das sechst­häu­figste aller Symptome dar. Unter den betrof­fenen Pati­enten stellte sich bei 37 (16%) das Delir als primäres Symptom dar, während 84 (37%) keine typi­schen COVID-19-Symptome wie Fieber oder Atemnot zeigten.

Mit einem Delir asso­zi­ierte Faktoren waren ein Alter ≥75 Jahre (adjus­tiertes rela­tives Risiko [aRR] 1,51; 95%-KI 1,17–1,95), Leben in einem Pfle­ge­heim oder betreutes Wohnen (aRR 1,23; 95%-KI 0,98–1,55) und vorhe­rige Verwen­dung psycho­ak­tiver Medi­ka­mente (aRR 1,42; 95%-KI 1,11–1,81).

Auch Sehbe­hin­de­rung (aRR 1,98; 95%-KI 1,54–2,54), Hörbe­hin­de­rung (aRR 1,10; 95%-KI 0,78–1,55) Schlag­an­fall (aRR 1,47; 95%-KI 1,15–1,88) und Morbus Parkinson (aRR 1,88; 95%-KI 1,30–2,58) gehörten zu diesen Faktoren. Ein Delir war mit einem Aufent­halt auf der Inten­siv­sta­tion (aRR 1,67; 95%-KI 1,30–2,15) und Tod (aRR 1,24; 95%-KI 1,00–1,55) assoziiert.

Fazit
In dieser Kohor­ten­studie war ein Delir bei COVID-19-Pati­enten fort­ge­schrit­tenen Alters häufig und wurde oft ohne andere typi­sche Symptome oder Anzei­chen beob­achtet. Darüber hinaus war Delir mit schlechten Outcomes während des Kran­ken­haus­auf­ent­haltes und mit Tod asso­zi­iert. (ac)

Autoren: Kennedy M et al.
Korre­spon­denz: Maura Kennedy; mkennedy8@partners.org
Studie: Deli­rium in Older Pati­ents With COVID-19 Presen­ting to the Emer­gency Depart­ment
Quelle: JAMA Netw Open 2020;3(11):e2029540.
Web: https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.29540



 

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