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Export date: Fri Nov 14 17:39:27 2025 / +0000 GMT

Alltagsbewegung und Blutdruck: Schon kleine Veränderungen nutzen




Die blutdrucksenkende Wirkung von strukturiertem Training ist allgemein bekannt. Wie sieht es jedoch mit dem Einfluss des sonstigen Bewegungsverhaltenes im Alltag auf den Blutdruck aus? Eine neue Analyse im Fachmagazin „Circulation“ lässt vermuten, dass auch geringe Mengen zusätzlicher Bewegung mit einer Senkung des Blutdrucks verbunden sind. Für ihre Studie sammelte die verantwortliche internationale Studiengruppe Daten von 6 Kohorten des ProPASS(Prospective Physical Activity, Sitting and Sleep)-Konsortiums (n=14.761; Durchschnittsalter 54,2 ±9,6 Jahre). Die physische Aktivität beurteilten die Forscher auf Basis von am Oberschenkel getragenen Beschleunigungsmessern in der freien Alltagsumgebung (free-living setting) und teilten es in 6 Bereiche ein: Schlafen, sitzendes Verhalten, Stehen, langsames Gehen, schnelles Gehen und kombinierte trainingsähnliche Aktivität (z.B. Laufen und Radfahren). Anhand von Blutdruckmessungen wurden außerdem der systolische und diastolischer Blutdruck (SBP und DBP) bestimmt. Innerhalb von 24 h verbrachten die eingeschlossenen Probanden durchschnittlich 7,13 ±1,19 h schlafend, 10,7 ±1,9 bei sitzendem Verhalten, 3,2 ±1,1 h im Stehen, 1,6 ±0,6 h mit langsamem Gehen und 1,1 ±0,5 h mit schnellem Gehen. Einer trainingsähnlichen Aktivität gingen sie durchschnittlich 16,0 ±16,3 min nach. Mehr Zeit, die mit Bewegung oder Schlafen im Verhältnis zu anderen Verhaltensweisen verbracht wurde, war mit einem niedrigeren Blutdruck assoziiert. So waren zusätzliche 5 min trainingsähnlicher Aktivität mit einer geschätzten Senkung des SBP um -0,68 mmHg (95%-KI -0,15 bis -1,21) und des DBP um -0,54 mmHg (95%-KI -0,19 bis 0,89) verbunden. Schätzungen zufolge ließen sich klinisch bedeutsame Verbesserungen des Blutdrucks (SBP um 2 mmHg, DBP um 1 mmHg) erzielen, wenn 20–27 min (für SBP) bzw. 10–15 min (für DBP) von anderen Verhaltensweisen auf zusätzliche Bewegung entfielen. Obwohl ein höherer Zeitaufwand für sitzende Tätigkeiten negativ mit SBP und DBP assoziiert war, hatte Stehen oder Gehen nur minimale Auswirkungen, wie die Autoren erläutern. Fazit Die Studienergebnisse unterstreichen erneut die Bedeutung von Bewegung für die Blutdruckkontrolle und legen nahe, dass bereits eine geringe zusätzliche körperliche Betätigung mit einem niedrigeren Blutdruck einhergeht. (ah) Autoren: Blodgett JM et al. Korrespondenz: Emmanuel Stamatakis; emmanuel.stamatakis@sydney.edu.au Studie: Device-Measured 24-Hour Movement Behaviors and Blood Pressure: A 6-Part Compositional Individual Participant Data Analysis in the ProPASS Consortium Quelle: Circulation 2025;151(2):159–170. Web: https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.124.069820