Kompakt Allgemeinmedizin
© Ilja - stock.adobe.com (Symbolbild)

Abendliche Bildschirmzeit und Schlafqualität bei Jugendlichen

Auf Frage­bögen basie­rende Quer­schnitts­un­ter­su­chungen deuten darauf hin, dass Bild­schirm­zeit vor dem Schla­fen­gehen mit schlechtem Schlaf korre­liert. Einem neusee­län­di­schen Forscher­team erschienen selbst­be­rich­tete Daten der Komple­xität der modernen Bild­schirm­nut­zung jedoch nicht gerecht zu werden.

Es hat die Frage, ob die abend­liche Bild­schirm­nut­zung bei Jugend­li­chen mit der Schlaf­dauer und ‑qualität in der Nacht zusam­men­hängt, daher mit wieder­holten Messungen im häus­li­chen Umfeld unter­sucht. Dabei zeigte sich, dass nur die Medi­en­nut­zung im Bett die Schlaf­qua­lität der 11- bis 14,9‑Jährigen negativ beeinflusste.

Die Bild­schirm­zeit der 79 Teil­nehmer (59,5% männ­lich; mitt­leres Alter 12,9 ±1,1 Jahre) erfasste das Studi­en­team mit trag­baren oder statio­nären Video­ka­meras von 2 h vor dem Schla­fen­gehen bis zum ersten Schlaf­ver­such der Jugend­li­chen (Schla­fens­zeit) in 4 nicht aufein­an­der­fol­genden Nächten. Die Video­daten wurden kodiert, um die Art des Geräts (8 Optionen [z.B. Smart­phone]) und der Akti­vität (10 Optionen [z.B. soziale Medien]) zu quan­ti­fi­zieren. Schlaf­dauer und ‑qualität wurden objektiv mithilfe von am Hand­ge­lenk getra­genen Beschleu­ni­gungs­mes­sern erfasst.

Von den einge­schlos­senen Jugend­li­chen nutzten alle bis auf 1 Teil­nehmer ein elek­tro­ni­sches Gerät vor dem Schla­fen­gehen. Die Bild­schirm­nut­zung in den 2 h vor dem Schla­fen­gehen stand in keinem Zusam­men­hang mit den meisten Mess­werten für die Schlaf­ge­sund­heit in dieser Nacht (z.B. mitt­lerer Unter­schied in der Gesamt­schlaf­zeit 0 min [95%-KI ‑3 bis 20] pro 10 min mehr Gesamtbildschirmzeit).

Waren die Jugend­li­chen aber schon im Bett, führten alle Arten der Medi­en­nut­zung, v.a. aber die inter­ak­tive Bild­schirm­nut­zung, zu einem verzö­gerten Einschlafen (mitt­lerer Unter­schied 10 min; 95%-KI 4–16 pro 10 min zusätz­li­cher inter­ak­tiver Bild­schirm­nut­zung). Pro 10 min zusätz­li­cher Bild­schirm­zeit im Bett verkürzte sich die Gesamt­schlaf­zeit (mitt­lerer Unter­schied ‑3 min; 95%-KI ‑6 bis ‑1) um 9 min (95%-KI ‑16 bis ‑2) bei inter­ak­tiver Bild­schirm­nut­zung und um 4 min (95%-KI ‑7 bis 0) bei passiver Bild­schirm­nut­zung. Insbe­son­dere Spiele (mitt­lerer Unter­schied ‑17 min; 95%-KI ‑28 bis ‑7 pro 10 min Spiel­zeit) und Multi­tas­king (mitt­lerer Unter­schied ‑35 min; 95%-KI ‑67 bis ‑4 Minuten in Nächten mit und ohne Multi­tas­king) waren mit einer gerin­geren Gesamt­schlaf­zeit verbunden.

Fazit
Die Autoren resü­mieren, dass die derzei­tigen Empfeh­lungen, die gesamte Bild­schirm­zeit vor dem Schla­fen­gehen einzu­schränken, weder reali­sierbar noch ange­messen zu sein scheinen. (ej)

Autoren: Brosnan B et al.
Korre­spon­denz: Rachael Taylor; rachael.taylor@otago.ac.nz
Studie: Screen Use at Bedtime and Sleep Dura­tion and Quality Among Youths
Quelle: JAMA Pediatr 2024;178(11):1147–1154.
Web: https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2024.2914

 

Anzeige